Du meine Seele singe - ein kleiner Gruß an unsere Kantorei

12.06.2020

Unter dem Titel "Du meine Seele singe" wenden sich Helfried und Doreen Brauer an  unsere Chorsängerinnen und Chorsänger in dieser etwas Töne-armen Zeit, wo angesichts der Corona-Einschränkungen das Singen massiv eingeschränkt ist. Zusammen mit unserem Kantorenehepaar hat sich auch unser Chorvorstand Steffen Engelmann mit einem Gruß an die Kantorei gewandt. 

 

Du, meine Seele, singe…
Singen – ein Ton reiht sich an den anderen, fügt sich zu Melodien, Liedern. Singen – allein oder gemeinsam zum Lobe Gottes, im Chor, mit Instrumenten. Gerade das vermissen viele in dieser Zeit, auch die Chorgemeinschaft, die Begegnungen und Gespräche. Und wie es aussieht, wird es in den nächsten Monaten noch keine Proben in gewohnter Art und Weise geben, auch das Singen in den Gottesdiensten ist weiterhin eingeschränkt. Es ist notwendig, wie wir wissen. Deshalb heute ein kleiner Gruß an alle, die gern singen – ganz besonders mit anderen SängerInnen gemeinsam in unseren Chören.
Gemeinsam singen und loben - das ist gut für die Seele. So hat der Liederdichter und Pfarrer Paul Gerhardt vor etwa 350 Jahren gedichtet: Du, meine Seele, singe, wohlauf und singe schön dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd; ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd. (EG 302)
Du – meine Seele… singe! Nicht nur mit Atemstütze, der richtigen Vokalbildung und Körperhaltung – nein, sondern mit ganzer Seele! Tief in uns etwas zum Klingen bringen: Töne, Melodien, Lieder, je nach Stimmung und Lebenslage schwingt und klingt es, drückt Musik etwas aus, für das es keine Worte zu sagen gibt, und gibt selbst der Stille einen Klang. Welche Melodien bewegen uns, drücken aus, wie es tief in unserer Seele aussieht? Welche Lieder liegen uns am Herzen? Die Melodie der Seele, den Grundton hat Gott selbst in uns angestimmt. Die Musik bringt uns Gott näher, das Instrument „Stimme“ ist jedem gegeben. Es kommt nicht darauf an, ob nach menschlichen Maßstäben die Töne sauber und klar und technisch perfekt sind – die Hauptsache ist, sie kommen aus tiefster Seele. Nicht laut muss es sein. Wer lange nicht gesungen hat, braucht vielleicht wieder ein bisschen Mut. Und Übung. Vielleicht kommen dem ein
oder anderen die meist gar nicht beliebten Übungen zum Einsingen zu Beginn der Proben wieder in den Sinn. (Es soll ja Leute geben, die kommen gern ein bisschen zu spät zur Probe um dem zu entgehen…) Doch die Stimme sanft zu wecken und aufzuwärmen - auch das ist Musik. Achtsam mit der Stimme umgehen bedeutet mit Gottes Gabe achtsam zu sein. Auch diese Tonfolgen können die Seele zum Klingen bringen! Singen hebt die Stimmung, Singen macht wieder Mut, Singen bringt neue Hoffnung. Das hören wir aus den Liedern Paul Gerhardts immer wieder heraus. Gerade die Lieder, welche Hoffnung, Lob und Dank ausstrahlen, sind oft aus größter innerer Not entstanden. Sie richten sich gerade in solchen Momenten an Gott, bringen alles Schwere im Herzen vor Gott: „man kann den Kummer sich von Herzen singen“ (Philipp Friedrich Hiller, Liederdichter 18.Jh.). Mit den Tönen in uns, dem Klang der Seele, der Stimme können wir Gott loben und danken, zu ihm alles bringen, was uns bewegt. Jeder so, wie es ihm gegeben ist – so ist es gut und richtig. Gott hört auch die leisen Töne…
Vielleicht auch mit Liedern aus den letzten Chorproben, die nun schon so lange zurückliegen, einem nervenden Ohrwurm aus dem Radio oder von einer CD, oder dem wohl bekannten Lied von Paul Gerhardt:
Geh aus, mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit an deines Gottes Gaben. Schau an der schönen Gärten Zier und siehe wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.
Ich selber kann und mag nicht ruhn; des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen. (EG 503)
Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen
allen Sängerinnen und Sängern
Helfried und Doreen Brauer